Von 15-17:30 Uhr vor dem „MyZeil“. Unser Dank wie üblich an die Frankfurter Polizei, die trotz Vorbereitung auf die kommenden Proteste um die EZB, was schon die ersten Einsätze erforderte, alles bestens im Griff hatte.
Wir begannen etwas später, da einige Teilnehmer noch anreisten. Eine Passantin, die in letzter Zeit häufiger angeregt mitdiskutierte, wunderte sich über die Polizeipräsenz. Ihre Einschätzung, dass doch nichts passiere, wenn man da steht und diskutiert, teile ich so pauschal nicht. Zu oft schon wurden wir so umringt, dass kein freier Rücken mehr da war, kein Platz zum Ausweichen und wir wurden einige Male ohne viel Vorgeplänkel körperlich angegangen. Dreimal wäre mindestens einer von uns verprügelt worden, wäre die Polizei nicht eingeschritten. Dass es heftig, aber friedlich war, wenn sie da war, verleitete zu dieser sorglosen Einschätzung. Ich war immer wieder froh, dass die Polizei da war, wenn sie gebraucht wurde. So recht überzeugt war sie nicht, aber ich kann die Verantwortung nicht dafür übernehmen, dass einem Mitstreiter etwas passiert, nur weil ich einer Passantin etwas beweisen muss (noch dazu etwas negatives).
Mehreren Jugendlichen, die in Zweiergrüppchen kamen, konnte der Begriff Islamismus erläutert werden und auch die Wichtigkeit, dass Jugendliche nicht radikalisiert werden. Sie verstanden das ansatzweise, was positiv war.
Einige jüngere muslimische Frauen ohne Kopftuch, aber trotz deutlichem Übergewicht in hautenge Leggings gequält, beharrten darauf, dass der Begriff Islamismus ganz falsch sei und ich wohl den Koran erst einmal lesen müsse. Meine Entgegnung gefiel ihnen nicht und so zogen sie murrend von dannen.
Um Mitstreiter bildeten sich immer wieder Gesprächskreise, die, wenn auch die Gespräche emotional geführt wurden, im gesteckten Rahmen blieben. Wenn ein neuer Gesprächskreis initiiert war, konnte man sich zurückziehen (die Passanten diskutieren dann miteinander) und einen neuen anregen.
Auf diese Weise war der kleine Platz vor dem „My Zeil“ mit verschiedenen Grüppchen besetzt.
In gewisser Weise hat der Platz vor dem „My Zeil“ in diesen Stunden ein bisschen was von der „Speakers Corner“: Ein Thema wird zur Debatte gestellt und Passanten, die das Thema interessiert, tun mit. Ein Platz für freie Rede im geschützten Raum.
Ein Team des Ahmadiyya-Eigenkanals MTA war vor Ort, benutzte uns als Hintergrund, befragte auch Passanten wohl zu uns, kam aber nicht zu uns. Man wird sehen müssen, in welche Zusammenhänge sie das stellen werden.
Die Unterstützerszene war nicht vor Ort, vielleicht unterwegs im Ruhrgebiet, wo eine Salafi-Kundgebung stattfinden sollte. Trotzdem waren einige Passanten da, die häufiger gegenhalten. Bei diesen bröckelt aber etwas die klare Gegenhaltung in der Weise, dass sie jetzt etwas über die Inhalte, die sie nach wie vor kritisieren, hinwegsehen und uns auch als Menschen wahrnehmen.
Vielleicht hilft die Hyposensibilisierung ja weiter.